Abreise | Münchner Jakobsweg | Lindau – Vohburg
Die Nacht war gar nicht so schlecht – trotz der Nähe zu den Bahngleisen. Vielleicht lag es daran, dass ich in den letzten zwei Nächten sehr schlecht geschlafen und einfach was nachzuholen hatte.
Wir hatten genug Zeit bis zu unserer Zugverbindung, also machten wir es langsam. Schnell ginge es ohnehin nicht: Ich hatte nach wie vor Schmerzen beim Auftreten mit dem linken Fuß, auch ein erholsamer Schlaf vermochte nichts daran zu ändern. Verglichen mit einem gewöhnlichen Muskelkater lag das Problem viel tiefer. Die Schmerztabletten halfen auch nicht mehr. Da würde nur noch Ruhe, Ruhe und nochmal Ruhe helfen. Höchste Zeit, nach Hause zu fahren.
Also schlichen wir in Schneckentempo zum nächsten Supermarkt, in dem auch ein Bäcker angesiedelt war. Dort frühstückten wir erst einmal, kauften Proviant für die Zugfahrt und machten uns langsam auf den Weg zum Bahnhof. Auf den Weg dorthin wünschte uns eine ältere Passantin „Buen Camino!“ und erzählte uns in ein paar Sätzen von ihren Erlebnissen auf dem Jakobsweg. Wieder mal ein netter Plausch, der letzte auf dem Münchner Jakobsweg.
Kurze Zeit später wurde ich auf schlichte Silberohrringe aufmerksam, die ich im Schaufenster eines Juweliergeschäftes beim Vorbeigehen erblickte. Kurzerhand betraten wir den Laden und ich wurde in Windeseile glückliche Besitzerin der kleinen Schönheiten. Eine nette Belohnung für die ganzen Strapazen auf dem Jakobsweg war durchaus vertretbar, dachte ich mir.
Am Bahnhof angekommen, platzierten wir uns in der recht trostlosen Halle und warteten meditativ auf unsere Zugverbindung. Die Zugfahrt verlief ohne größere Überraschungen, die Umstiege in München und Ingolstadt verliefen auch reibungslos. Am Bahnhof in Rockolding bei Vohburg wartete mein Mann Alfred bereits auf uns und brachte uns zwei müde Jakobspilger heim.
Eigene Dusche, saubere Klamotten und bequeme Betten warteten auf uns. Was für eine Wohltat!
Was danach geschah…
Nun ja, die Schmerzen am linken Fuß wurden erst einmal noch größer und auch der rechte Fuß gesellte sich schmerzhaft dazu. Es war eine durch zu hohe Dauerbelastung verursachte Sehnenentzündung, die sich gewaschen hat. Ich konnte rechts wie links kaum auftreten. Das Gebot der nächsten Wochen war: Schonen und Geduld. Ganze acht Wochen hatte ich was davon – ein Mitbringsel vom Jakobsweg, auf das ich gerne verzichtet hätte.
Zur Vorbeugung gewichtsbedingter Verletzungen gehörte auch die Reduktion und Optimierung unserer Ausrüstung. In den letzten Tagen auf dem Jakobsweg hatte ich genug Zeit, mir alles genau zu überlegen. Gleich nach unserer Rückkehr machte ich mich daran, unsere Rucksäcke auszumisten. Und siehe da: Jeder Rucksack speckte sagenhafte drei Kilo ab!
Die nächste Erkenntnis, die wir auf dem Münchner Jakobsweg gewonnen hatten, war die, dass wir zehn bis sechzehn Tage am Stück unterwegs sein wollten. Vielleicht wird sich das eines Tages ändern, aber, da wir vorhatten, den Jakobsweg in der Schweiz mit ihren vielen Höhenmetern fortzusetzen, erschien uns diese Dauer optimal.
Die letzte Überlegung bezüglich der Via Jacobi in der Schweiz betraf die Unterkünfte. Die wollten wir diesmal unbedingt im Vorfeld buchen. Zum Einen ist die Schweiz ganzjährig ein sehr touristisches Land, mit bezahlbaren und überhaupt verfügbaren Unterkünften könnte es im August also schwierig werden. Zum Anderen ist unsere Reichweite zu Fuß relativ gering, sodass wir nicht einfach spontan im Falle eines Falles noch die nächsten Kilometer dranhängen können. Das Vorbuchen unserer Quartiere würde ganz sicher eine entspanntere Wanderung bedeuten.
Voller Zuversicht sahen wir der Via Jacobi entgegen…
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