Maximale Höhe: 436 m
Minimale Höhe: 355 m
Gesamtanstieg: 169 m
Gesamtabstieg: -235 m
Etappe -3 | Zubringer zum Münchner Jakobsweg | Mühlhausen – Römerkastell Abusina bei Eining
Nach zwei Jahren der Pandemie entspannte sich die Situation allmählich. Diejenigen, die an einer Schutzimpfung gegen das Coronavirus interessiert waren, hatten mittlerweile die Gelegenheit bekommen, sich impfen zu lassen. Die Inzidenzen fielen und ließen uns hoffnungsvoll auf den Sommer blicken.
Wir entschlossen uns, in Domis Sommersemesterferien den Münchner Jakobsweg in Marktoberdorf fortzuführen. Bis dahin hatten wir noch ein paar Monate Zeit, unser Antipilgern wieder in Angriff zu nehmen. Unserer Geschwindigkeit und Reichweite nach zu urteilen, würden wir dafür noch fünf Tage benötigen. Diese Wandertage verteilten wir einzeln über die nächsten Monate und betrachteten sie als eine gute Möglichkeit, nach der Pandemiestasis wieder in die Gänge zu kommen.
Gesagt, getan. Mitte März machten wir uns in der St.-Jakob-Straße in Mühlhausen auf den Weg. Die Natur hüllte sich zu dieser Zeit noch in Grau- und Brauntöne. Die Bäume und Sträucher warteten auf ihr Erwachen. Nur die ersten Frühlingsblumen in den Gärten trauten sich schon raus und erfreuten das Auge. Aus diesem Grund fand ich es toll, dass der Jakobsweg jetzt wieder verstärkt durch Ortschaften führte und wir den Dürnbucher Forst hinter uns gebracht hatten.
Alsbald erreichten wir die Dorfkirche in Niederulrain. Da sie leider geschlossen war, konnten wir sie nur von außen in Augenschein nehmen. Dafür empfing uns die Kirche St. Johannes Baptist und Evangelist in Heiligenstadt bei Neustadt an der Donau mit offener Tür, allerdings nur bis zum Eisentor, der den Vorraum vom Rest der Kirche trennt.
Ein Katzensprung von Heiligenstadt entfernt befindet sich Bad Gögging, ein Kurort, der wegen seiner heilenden Quellen weit über die Grenzen Bayerns bekannt ist. Seine Inspiration fand dieser Kurort eindeutig und unübersehbar in der römischen Antike. Orte wie die Limes-Therme oder Hotels, die den Namen Kaiser Trajans, Minervas oder Marc Aurels tragen, geben sich die Klinke in die Hand.
Ich mag diesen Kurort sehr. Er ist klein, aber fein. Gerne schlendere ich durch die gemütliche Fußgängerzone zur Eisdiele oder spaziere durch den mit bunten Blumenbeeten geschmückten Kurpark. Auch ein kleiner Kursee ist dort zu finden.
Die gesundheitlichen Angelegenheiten der Kurgäste von Bad Gögging sind orthopädischer Art. Da sie mit eingeschränkter Mobilität zu kämpfen haben, machen die Überschaubarkeit des Ortes und die kurzen Wege auf jeden Fall Sinn.
Die Kirche mit dem passenden Namen – Christus unser Heil – begrüßt ihre Besucher mit sich automatisch öffnenden Türen. Solch barrierefreier Zugang findet sich in der sakralen Architektur leider viel zu selten.
Diesmal ließen wir die Eisdiele in der Fußgängerzone links oder eigentlich rechts liegen und steuerten das Café Regner an. Die Hygienevorschriften, mit denen wir versuchten, das Coronavirus im Zaum zu halten, galten auch noch im März 2022. Also zeigten wir beim Betreten des Cafés wie gewünscht unsere Impfzertifikate vor. Das Ambiente des Cafés ist eindeutig aus der Zeit gefallen. Ich fühlte mich in die Neunziger zurückversetzt – eine Renovierung wäre dringend anzuraten. Der Kaffee und Kuchen schmeckten dafür sehr gut und das war die Hauptsache.
Gut gestärkt machten wir uns auf die Socken. Der Jakobsweg orientiert sich im weiteren Verlauf an der Abens. In wenigen Hundert Metern führte er uns an einer Minigolfanlage vorbei zur Zettl-Kapelle. Die in den Jahren 2006 bis 2008 auf einem kleinen Hügel errichtete Kapelle gefiel mir sehr gut. Ihre runde Architektur wirkte auf mich sehr feminin. Der runde Baukörper unterscheidet diese Kapelle auf erfrischende Weise von anderen Bauten dieser Art.
Nun wurde es Zeit, das letzte Drittel dieser Etappe in Angriff zu nehmen. Die Landschaft, die sich vor uns ausbreitete und uns zum Schluss einen herrlichen Weitblick von einer Anhöhe aus gewährte, hüllte sich im März noch in grau-braune Töne. Die Natur wartete noch auf ihr Frühlingserwachen. Die langsam hereinbrechende Dämmerung legte sich auf die Welt wie die Melancholie auf die Seele.
Es wurde höchste Zeit, anzukommen. Und endlich erblickten wir sie: die Abusina! Das Römerkastell in Eining bei Neustadt an der Donau, besser gesagt dessen Überreste, ist ein herrlicher Ort, wie ich finde. Es katapultiert mich jedes Mal augenblicklich in die römische Antike. Ich versuche mir das frühere Leben an diesem Ort vorzustellen und genieße es jedes Mal, dort zu verweilen.
Während wir auf unsere Abholung warteten, genossen wir den Blick über die Anlage von der dort errichteten Aussichtsplattform aus. Oh, wie herrlich wird es wieder sein, das alljährliche Römerfest im August zu besuchen, wenn es nach der durch die Pandemie erzwungenen Pause wieder stattfinden wird.
Zum Schluss muss ich sagen: Es war eine sehr schöne Wanderung. Sie weckte in uns viel Zuversicht für die Zukunft und steigerte unsere Vorfreude auf die Fortsetzung des Jakobsweges im Voralpenland im Sommer.
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