Maximale Höhe: 547 m
Minimale Höhe: 342 m
Gesamtanstieg: 519 m
Gesamtabstieg: -576 m
Etappe -6 | Ostbayerischer Jakobsweg | Kelheim – Sinzing
Langsam aber sicher näherten wir uns dem Ende unseres Antipilgerns. Nur noch zwei Etappen bis Regenburg lagen vor uns.
Um nach Kelheim – dem Startpunkt unserer heutigen Wanderung – zu kommen, nutzten wir das zwar auf nur drei Monate befristete, dafür aber preislich mehr als grandiose 9-Euro-Ticket und nahmen den Zug von Vohburg/Rockolding bis nach Saal (Donau). Vom Bahnhof ging es weiter per Bus bis zur Haltestelle Kelheim/Krankenhaus.
Am Ende des Parkplatzes an der Goldberg-Klinik nahmen wir den ersten Weg in den Wald hinein, wo unsere Wanderung direkt mit einem beachtlichen Aufstieg begann. Dieser steile Weg wird von kleinen Kapellen gesäumt und es stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Kreuzweg handelt.
Am Ende des Kreuzweges steht ein monumentales Bauwerk, das Golgota, also den Ort der Kreuzigung Christi, symbolisiert. Die Größe dieses wuchtigen Baus überraschte mich. Ich fand das Gebilde mitten im Wald etwas deplatziert. Auch die Darstellung aller drei Gekreuzigten, also Jesus in der Mitte und zwei weiteren Verurteilten, von denen er rechts und links flankiert wurde, sieht man nicht alle Tage. Alles in allem erzeugte diese Szenerie ein unangenehmes Gefühl in mir. Alleine hätte ich dort nicht unterwegs sein wollen.
Nun ging es weiter durch den Wald. Plötzlich stießen wir auf einen Gebäudekomplex mitten in Wald. Es war die Bayerische Waldbauernschule Kelheim. Ok, das erklärt den unkonventionellen Standort. Der Anblick dieses Ensembles machte uns allerdings auch aus einem weiteren Grund stutzig: Wir hatten nicht mit solch großen Bauten auf unserer heutigen Etappe gerechnet! Also konsultierten wir die Routen-App auf dem Smartphone, um zu sehen, ob wir hier überhaupt richtig waren. Nun ja, wir mussten feststellen, dass wir anscheinend zu früh in den Wald abgebogen waren und der „richtige“ Jakobsweg gar nicht am Kreuzweg und Golgota vorbeiführt. Da sieht man ja schon wieder, dass Umwege nicht unbedingt negativ gesehen werden müssen, sondern unter Umständen zu beeindruckenden Orten führen können, die wir sonst nicht gesehen hätten.
Um wieder zum eigentlichen Jakobsweg zurück zu finden, überquerten wir das Schulgelände und tauchten wieder in den Wald hinein. Nach drei Kilometern kehrten wir in der Waldgaststätte Frauenhäusl ein. Nach einer deftigen Mahlzeit gönnten wir uns ein Stück hausgemachter Torte. Die Kirsch-Vanille-Zuppa Romana war ein Traum!
Gut gestärkt ging es über Stock und Stein weiter durch den Wald. Wir betrachteten diese Wanderung als eine gute Einstimmung auf die Fortsetzung des Münchner Jakobsweges, wo wir 2019 kurz von dem Kempter Wald unterbrechen mussten. Die Strecke durch den Kempter Wald ist sehr lang und soll, wie uns viele im Laufe der Zeit kundtaten, durch ihren überwiegend gradlinigen Verlauf viele Pilger auf eine körperliche und mentale Probe stellen. Dort gibt es im Gegensatz zu heute keine Einkehrmöglichkeit.
Die Eintönigkeit der heutigen Wanderung, wenn man von Eintönigkeit in einem schönen Wald überhaupt sprechen kann, wurde durch drei Ortschaften mit den klingenden Namen: Schneckenbach, Saxberg und Bergmatting, unterbrochen. Nach mehreren Stunden erreichten wir Sinzing, das Ziel unserer heutigen Pilgerwanderung, und steuerten auf dem geraden Wege den dortigen Bahnhof an. Unser Zug nach Hause hatte Verspätung, wie könnte es anders sein? Müde, aber glücklich kehrten wir nach Hause zurück.
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