Anreise | Münchner Jakobsweg | Vohburg – Marktoberdorf
Nach dreijähriger pandemiebedingter Pause war es für uns an der Zeit, den Münchner Jakobsweg fortzusetzen. Alle, die daran interessiert waren, sich impfen zu lassen, hatten mittlerweile die Möglichkeit bekommen, dies zu tun. So auch wir. Also stand unserem Vorhaben nichts mehr im Wege.
Wie schon 2019 zu Beginn unseres Abenteuers als Jakobspilger beschlossen wir, uns die Unterkünfte von einem Tag auf den anderen zu suchen. Bis nach Marktoberdorf hatte das damals auch gut funktioniert, also machten wir uns deswegen keine größeren Sorgen. Naja, soviel sei verraten: Unsere Sorglosigkeit hatte ihren Tribut gefordert. Wir befanden uns nämlich im Allgäu, einer beliebten Ferienregion und das im Urlaubsmonat August. Diese Tatsache hatte einen großen Einfluss auf unsere Bemühungen. Wir hatten viel „Spaß“ bei der Suche nach zu Fuß erreichbaren, bezahlbaren und vor allem freien Zimmern. Mehr dazu berichte ich in den kommenden Beiträgen.
Für freie und unbegrenzte Mobilität sorgte das unschlagbare 9-Euro-Ticket, das wir gleich zu Beginn für die Anreise nach Marktoberdorf nutzten. Die Fahrgästezahl im Zug der Strecke München-Füssen war an diesem Mittwoch soweit angenehm, sodass auch unsere Rucksäcke problemlos Sitzplätze belegen durften, was für uns beide Beinfreiheit bedeutete.
Das Pilgergefühl stieg mit jedem zurückgelegten Kilometer und verstärkte sich beim Anblick des Kirchenturms des Klosters Fürstenfeldbruck, die wir aus dem Zugfenster sahen, noch mehr.
Wir erinnern uns: 2019 verbrachten wir unsere vorerst letzte Nacht auf dem Münchner Jakobsweg in einem Zweierzimmer der grandiosen privaten Pilgerherberge der Familie Geipel in Marktoberdorf. Im Herbst 2019 war dann für die Herbergseltern Elfie und Erhard Schluss. Nach vielen Jahren übergaben sie das Pilgerquartier an ihre Nachfolger, die Familie Weiß. Wir können vom Glück sprechen, dass die Pilgerherberge, die mittlerweile zu einer nicht mehr wegzudenkenden Institution auf dem Münchner Jakobsweg geworden war, uns Pilgern und Wanderern erhalten bleibt.
Es war uns ein Anliegen, unsere Pilgerreise genau in dieser Herberge wieder aufzunehmen und die erste Nacht in demselben Zweierzimmer zu verbringen. Das war die einzige Unterkunft, die wir von Zuhause aus reserviert hatten. Es war uns einfach sehr wichtig zu erfahren, wie die Geschichte dieser Pilgerunterkunft weitergegangen war. Außerdem wollten wir bei dieser Gelegenheit die neuen Herbergseltern Heidi und Joachim kennenlernen. Dazu kam es aber nicht.
Nachdem wir die Herberge erreicht hatten, wurden wir von einer Dame in Empfang genommen, die nicht die Frau Weiß war, wie sich bald zeigte. Sie stellte sich als Helga vor und vertrat sie, denn die Familie Weiß befand sich zu der Zeit im Urlaub.
Helga, eine kleine, zierliche ältere Frau, stellte sich als eine mehr als würdige Vertretung heraus. Nach dem Tod ihres Mannes vor über einem Jahrzehnt und unzähligen OPs an Händen und Knie fing sie an zu wandern. Sie entwickelte sich zu einer regelrechten Wandermaschine, wenn ich das so sagen darf. Sie sammelte viele Wanderkilometer und damit natürlich viel Erfahrung. Diese ließ sie einen skeptischen Blick auf unsere wohl zu großen Rucksäcke werfen. Sie sagte, sie selber wandere mit einem 35-Liter-Rucksack. Da schluckten wir erst einmal.
Das Gewicht unserer Rucksäcke ist im Vergleich zu 2019 etwas gestiegen. Aber wie kam es dazu?
Beeinflusst durch die Regenerfahrung während der letzten Pilgerreise und die unzähligen Packlisten, die ich im Internet fand und akribisch studierte, beschloss ich uns Gamaschen zuzulegen. Dann kamen noch bequemere Freizeitschuhe hinzu, damit sich unsere Füße besser erholen konnten. Hier noch ein paar Hustenbonbons, dort ein Desinfektionsmittel und Zack, schon war es geschehen: Unsere Rucksäcke nahmen logischerweise an Gewicht zu. Alles noch im grünen Bereich und machbar, dachte ich. Den Preis dafür zahlte ich noch lange nach dem Jakobsweg.
Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, machten wir uns daran, die morgige Unterkunft klar zu machen. Wir merkten schnell, dass es ein schweres Unterfangen werden würde. Die Leute waren entweder telefonisch nicht erreichbar oder ausgebucht. Daraufhin wechselten wir von der ursprünglich geplanten südlichen Routenvariante auf die nördliche. Trotzdem gab es wenig Aussicht auf Erfolg. Verzweiflung machte sich breit. Na, das fängt ja gut an, dachte ich mir.
Schließlich gelang es uns doch noch, eine nette private Unterkunft in Osterberg bei Oberthingau zu finden. So ergab sich für den nächsten Tag eine Strecke von nur 10 Kilometern. Nicht verkehrt zum Warmlaufen, meiner Meinung nach. Wir waren gespannt, wie es uns mit den etwas schwereren Rucksäcken ergehen würde.
Die Suche nach der nächsten Unterkunft war nicht nur anstrengend, sie dauerte auch länger als gedacht. Fast am Verhungern brachen wir zum Essen auf. Aufgesucht haben wir in Marktoberdorf das Rusticana Restaurant, das sehr gut besucht war. Da es dort mittwochs den Pizzatag gab, an dem jede Pizza nur 8,50 € kostete, war uns ziemlich klar, was wir essen würden.
Im Gegensatz zu unserem letzten Mal ist mir die Aufregung nicht auf den Magen geschlagen, sodass ich diesmal gut essen konnte.
Gut gestärkt und mit einem Karton von übrigen Pizzastücken kehrten wir zum Pilgerquartier zurück. Glücklich, in diesem schönen Zimmer zu sein, gingen wir zu Bett.
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