Maximale Höhe: 563 m
Minimale Höhe: 504 m
Gesamtanstieg: 284 m
Gesamtabstieg: -304 m
Etappe 6 | Zubringer zum Münchner Jakobsweg | Dachau – Olching
Gut geschlafen, gut gefrühstückt… gut gelaunt! So lässt es sich in den Tag starten und die Strapazen des Pilgerns gut bewältigen.
Als Erstes steuerten wir das Zollhäuschen in der Dachauer Innenstadt an, wo wir von einer netten Dame empfangen wurden. Dort bekamen wir die nächsten schönen Stempel, die jetzt unsere Pilgerausweise zieren.
Der weitere Weg führte an der grün schimmernden Amper entlang, deren Ufer mit Blumen gesäumt waren. Später legten wir im kühlen Schatten der Bäume am Flussufer eine Rast ein und genossen den Blick auf eine wunderschöne (Halb-)Insel.
Bedingt durch unsere gute Laune und einen recht flachen Verlauf des heutigen Weges unterhielten wir uns unterwegs sehr viel und ausgelassen, bis zu dem Zeitpunkt, als uns die intensiv nach Fisch riechende Luft einer Kläranlage kurz vor Olching buchstäblich den Atem raubte und somit auch die Sprache verschlug! So sprachlos wie in diesem Moment erlebt man meinen Sohn sonst nicht!
Müde und hungrig kehrten wir in einem urbairischen Wirtshaus, dem „Daxerhof“ in Olching ein, wo wir auf viele Stammgäste trafen. Allesamt Männer, die sich dort trafen, um Schafkopf zu spielen. Ich hatte das Gefühl, dass unser Anblick (also Pilger oder Wanderer) nicht zu den alltäglichen Erfahrungen dieser Gäste gehört.
Da wir noch mehrere Stunden warten mussten, um in unserer Unterkunft einchecken zu können, nutzte ich die Zeit im Wirtshaus und machte mir Notizen in meinem Jakobsweg-Reisetagebuch.
Mittlerweile bin ich so frei und ziehe mir die Wanderschuhe oft auch in den Wirtshäusern aus und setze mich im Schneidersitz auf den Stuhl oder Bank, wenn es mir danach ist. Früher hätte ich mich das nicht getraut. In ungewöhnlichen Situationen und unter Belastung werden Konventionen immer unwichtiger und man wird sicherlich noch zu ganz Anderem fähig als nur zu einem harmlosen „Schuhe-Ausziehen“. Bin gespannt, wieweit mich der Jakobsweg noch bringt…
Mein Sohn Dominik und ich managen unsere Übernachtungsmöglichkeiten so, dass wir bereits abends die Unterkunft für die nächste Nacht reservieren. Manche Pilger gehen einfach darauf los und suchen erst am Ende des Tages an dem Ort, an dem sie sich gerade befinden, nach einer Unterkunft. Das könnte ich nicht. Die Ungewissheit, die sich daraus ergibt, dass man nicht weiß, wo man nach einem strapaziösen Wandertag schlafen soll, würde mich total stressen. Ich brauche die Sicherheit eines gebuchten oder reservierten Zimmers. Wir waren in der letzten Zeit sogar so fortgeschritten bei der Planung, dass wir unsere nächsten Übernachtungsmöglichkeiten sogar zwei Nächte im Voraus klar hatten.
Dominik ist mittlerweile sehr gut im Finden der richtigen Route geworden und ich dafür im Erspähen von Bänken für eine Rast. Wir sind zu Bank-Experten geworden. Und da wir sehr fleißig im Buchen von Unterkünften waren, nennen wir uns „Bänker/Banker im Buchungswahn“.
Da wir immer noch etwas Zeit bis zum Einchecken hatten, setzten wir uns auf eine Bank am Mühlbach in der Nähe einer Brücke, die die Ufer des Amper-Kanals miteinander verbindet (da musste ich glatt an das Lied vom der DDR-Band Karat in der Coverversion von Peter Maffay denken: „Über sieben Brücken musst du geh‘n.“), beobachteten die Spaziergänger, unterhielten uns und lachten dabei viel und ausgelassen. Die Zweifel der letzten Tage wichen der Zuversicht. Toll!
Bevor wir den Eingang zu unserer Unterkunft betraten, bemerkten wir am Balkon des Nachbarhauses ein Badetuch im Jakobsmuschel-Muster. Was denn sonst? Wie könnte es wohl anders sein? Es gibt kein Entkommen. Die Jakobsmuschel ist allgegenwärtig.
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