Maximale Höhe: 784 m
Minimale Höhe: 561 m
Gesamtanstieg: 440 m
Gesamtabstieg: -324 m
Etappe 9 | Zubringer zum Münchner Jakobsweg | Münchner Jakobsweg | Inning am Ammersee – Wessobrunn
Von Inning am Ammersee aus setzten wir mit dem Schiff nach Dießen über. Die Schifffahrt in der sanften Morgenstimmung war sehr entspannend. Begleitet von Möwen genossen wir das Zusammenspiel der verschiedenen Blautöne des Sees, des Himmels und der sanften Hügel am Horizont. Der Tag erwachte und die vielen Tagestouristen am Bord ebenso, was sich am immer lauter werdenden Stimmenwirrwarr bemerkbar machte.
In Dießen am Ammersee merkt man sofort, dass man hier endgültig im Touristenparadies angekommen ist. Die Infrastruktur ist komplett auf die vielen Besucher ausgerichtet. Dementsprechend kann sich das Essensangebot sehen lassen. Aber nur, wenn man „essen geht“, so als Tagestourist.
Da wir wussten, dass wir später keine Möglichkeit haben würden, fürs Abendessen einzukaufen oder in einem Wirtshaus einzukehren, machten wir uns gleich in Dießen auf die Suche nach einem Bäcker oder einem Lebensmittelladen. Nun ja, es war Samstag nach 12 Uhr mittags. Das bedeutete, dass kaum einer noch offen hatte. Natürlich wissen die Einheimischen das und versorgen sich rechtzeitig, wir aber checkten das erst, als wir vor verschlossenen Türen standen! Am Ende unserer verzweifelten Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit erwischten wir kurz vor knapp noch ein offenes Reformhaus, dessen Mitarbeiter gerade dabei waren, die Außenauslagen ins Geschäftsinnere reinzufahren, um den Laden schließen zu können. Zum Glück erbarmte man sich unser und verkaufte uns ein paar Dinge zum Essen. Wir waren gerettet! Vielen Dank!
Dann ging es zum prächtigen Marienmünster des Klosters St. Vinzenz. Seit der St. Rasso Kirche in Grafrath wissen wir, dass die Stempel für die Pilgerausweise in den Kirchen zu finden sind. Gesucht und gefunden! Es ist praktisch, die Pilgerausweise selber bestempeln zu können. Das gefällt mir.
Als wir nach der Kirchenbesichtigung wieder ins Freie traten, erblickten wir auf dem Kirchenvorplatz eine Hochzeitsgesellschaft, die sich gerade in froher Erwartung der bevorstehenden Trauungszeremonie versammelte. Was für ein Timing! Wir hatten Glück mit dem Besuch des Marienmünsters. Wären wir etwas später da gewesen, hätten wir die Kirche nicht besichtigen können. Wir hätten auf keinen Fall bei einer Trauung stören wollen.
Unweit der Klosterkirche befindet sich eine Trinkwasser-Nachfüllstation, an der wir unsere Wasservorräte ergänzten. Sehr pilgerfreundlich!
Der weitere Jakobsweg führte an einem Bach entlang, über die Wiesen und durch den Wald und bildete eine sehr malerische Strecke. Die Landschaft und die Architektur veränderten sich in den letzten Tagen allmählich. Man merkte: Wir sind eindeutig im Voralpenland angekommen. Es erinnerte mich an die Wanderungen in meinem Zwanzigern. Herrlich!
So schön die Landschaft auch ist, so anstrengend ist das Wandern. Es geht abwechselnd rauf und runter, auf und ab, physisch wie psychisch. Und so überkamen mich im Laufe des Tages schon wieder Zweifel, ob ich mir den Jakobsweg nächstes Jahr wieder „antun“ möchte. Die Sehnsucht nach Zuhause wuchs mit jedem Hügel, der bezwungen werden musste. Meinen Alltag hab ich mir so eingerichtet, dass alles passt und ich keinen großen Drang verspüre, aus ihm auszubrechen. Also wozu das Ganze, fragte ich mich.
Wie schon öfter gegen Ende einer Etappe hatte mein lieber Sohn Dominik wieder seine unermüdliche Motivationsarbeit zu leisten. Nach einer ermutigenden Rede fasste ich wieder Mut und dachte: Jetzt aber Schluss mit dem Gejammer! Es muss ja weitergehen, einen Schritt nach dem anderen. Im Nachhinein bleiben trotz aller Schwierigkeiten wunderbare Erinnerungen, und man lacht über all die Anstrengungen.
Seit heute pilgern wir auf dem Münchner Jakobsweg und nicht mehr auf einem seiner Zubringer. Und man merkt den Unterschied sehr deutlich. Der Münchner Jakobsweg ist im Gegensatz zu seinen Zubringern sehr zuverlässig ausgeschildert, was sehr bequem ist. Anfangs studierte Dominik im Vorfeld den Weg sehr akribisch auf einer Karte, damit wir uns nicht heillos verlaufen. Diese Vorbereitung fällt jetzt fast weg. Jetzt reicht eine grobe Vorstellung vom Verlauf des Weges, um ans Ziel zu kommen.
Die Aneinanderreihung der grünen Hügel bis hin zu unserer heutigen Unterkunft auf einem Biobauernhof in Haid bei Wessobrunn schien kein Ende nehmen zu wollen. Wenn man glaubte, den letzten Hügel endlich bewältigt zu haben, tauchte gleich der nächste auf. Aber wie es im Leben so ist, hat alles ein Ende. Und so kamen wir ziemlich abgekämpft an und wurden mit selbstgemachtem Apfelsaft aus eigenem Anbau empfangen. Köstlich!
Duschen, Wäsche waschen, essen und ab ins Bettchen.
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